"Der Chinese" - Gespenster in den deutschen Medien
Wer die deutschen Medien in den letzten Monaten, angefangen mit der Spiegel-Ausgabe "Die gelben Spione" bis zur Berichterstattung über die Ereignisse in Tibet und den olympischen Fackellauf, gelesen hat, der kann sich nicht des Verdachts erwehren, dass ein Gespenst umgeht. Der Rückgriff auf Stereotypen ist jedenfalls gespensterhaft. Demgemäß sind Chinesen (auch die im Ausland) alle gesteuert und kontrolliert von der Regierung in Peking, sie kennen nur das Interesse ihrer Nation, sie streben mit China die Weltherrschaft an und rauben dafür Wissen, Technologie etc. - und jetzt manipulieren sie auch ausländische Medien.
Die Dominanz solcher, teils auch rassistisch anmutender Stereotypen verhindert jede differenzierte Sichtweise und nuancierte Berichterstattung. Die Lagermentalität des Kalten Krieges feiert fröhliche Urstände: China, die Chinesen, die kommunistische Partei - alles ein und dasselbe - sind böse, uneinsichtig, manipulativ und manipuliert. Umfragen von BBC und Financial Times belegen die negative Sichtwiese in den Öffentlichkeiten Europas und Nordamerikas. Chinas Einfluss wird dort, im Gegensatz zu vielen Entwicklungs- und Schwellenländern inzwischen von einer deutlichen Mehrheit als schlecht bewertet. Das Land gilt noch vor den USA als größte Bedrohung für die Welt.
Wie sehnt man sich da nach der ausgewogenen und selbstreflektierten Ausführungen und vor allem der Dialogbereitschaft eines Nicolas Kristof .
Zwei Beispiele:
Spiegel online berichtet in Bildzeitungsmanier über die "ominösen" chinesischen Begleiter der olympischen Fackel:
"Die Empörung ist riesig, viele Fragen ungeklärt. Wer sind die chinesischen Männer in den blau-weißen Trainingsanzügen, mit den weißen Baseballmützen, manche mit Sonnenbrillen, alle mit schwarzem Hüftbeutel?
Die Männer, die während des olympischen Fackellaufs den engsten Kreis um das Feuer bilden. Die wie Bodyguards neben dem Schutzobjekt herjoggen, dieses löschen und entzünden, wenn sie es für geboten halten. Die handgreiflich werden, wenn zum Beispiel Tibet-Protestierer der Flamme zu nahe kommen. Die bei Gefahr dem Fackelläufer die sogenannte Olympische Laterne abnehmen. Die sie in einen Polizeibus bringen, um sie vor Demonstranten zu schützen.
Bei dem olympischen Fackellauf durch London und Paris fielen die chinesischen Sicherheitskräfte der Weltöffentlichkeit auf - und provozierten mit ihrem harschen Vorgehen Protest. Damian Hockney von der Londoner Stadtpolizei wird in der konservativen Zeitung "Daily Mirror" zitiert: "Solche Leute haben auf unseren Straßen nichts zu suchen. Wenn die Sicherheit eines solchen Umzugs nicht von britischen Kräften garantiert werden kann, sollte er besser gar nicht stattfinden. Wer hat diese Leute geprüft?" Sein Kollege Jenny Jones: "Ich würde gerne wissen, welchen Status sie haben und wie weit sie gehen würden. Sie sahen fies aus. Es war merkwürdig."
Die TV-Prominente Konnie Huq, die selbst als Fackelläuferin in den Straßen Londons unterwegs war, beschrieb die chinesischen Fackelwächter auf Nachfrage der BBC so: "Die Männer in blau machten jeden verdutzt. Niemand schien zu wissen, wer sie waren. Sie wirkten wie Roboter, und ich beobachtete, wie es zwischen ihnen, unserer Polizei und Olympia-Funktionären zu Geplänkeln kam."
Tagesschau.de stellt dem chinesischen Botschaften Ma Canrong Fragen nachdem das Nachrichtenportal der chinesischen Regierung einen Manipulationsversuch auf seine Website unterstellt hatte:
"tagesschau.de: Können Sie sich vorstellen, wer für eine solche Kampagne verantwortlich ist?
Ma: Diese Frage müssen Sie an sich selbst stellen. Es ist gerade die unverantwortliche Berichterstattung von einigen Medien, die die Empörungswelle von Chinesen und anderen friedliebenden Leuten der Welt ausgelöst hat.
tagesschau.de: Könnte die chinesische Regierung dafür verantwortlich sein?
Ma: Das muss ich energisch verneinen. Sie wissen vielleicht noch nicht, dass es in China mehr als 100 Millionen Internetnutzer gibt. Sie können jederzeit auf dem Internet ihre eigenen Meinungen zu verschiedenen Fragen äußern. Glauben Sie wirklich, dass alles von der chinesischen Regierung organisiert werden könnte oder müsste?
tagesschau.de: Es liegt nahe, dass es sich um eine gelenkte Kampagne handelt. Welche Auswirkungen kann so etwas auf das Bild Chinas in Deutschland haben?
Ma: Manche glauben, dass die falsche Darstellung in Berichterstattungen über China nur das Image Chinas beschädigt. Das ist sehr naiv. Ich kann Ihnen sagen, das hat bereits Ihrem eigenen Image in China und unter der chinesischen Bevölkerung Schaden zugefügt, der sich auch in Zukunft auswirken kann. Die Menschen haben gesehen, wie die westlichen Medien durch die Tatsachen entstellende Berichterstattung ihre Glaubwürdigkeit verloren haben."
Die Dominanz solcher, teils auch rassistisch anmutender Stereotypen verhindert jede differenzierte Sichtweise und nuancierte Berichterstattung. Die Lagermentalität des Kalten Krieges feiert fröhliche Urstände: China, die Chinesen, die kommunistische Partei - alles ein und dasselbe - sind böse, uneinsichtig, manipulativ und manipuliert. Umfragen von BBC und Financial Times belegen die negative Sichtwiese in den Öffentlichkeiten Europas und Nordamerikas. Chinas Einfluss wird dort, im Gegensatz zu vielen Entwicklungs- und Schwellenländern inzwischen von einer deutlichen Mehrheit als schlecht bewertet. Das Land gilt noch vor den USA als größte Bedrohung für die Welt.
Wie sehnt man sich da nach der ausgewogenen und selbstreflektierten Ausführungen und vor allem der Dialogbereitschaft eines Nicolas Kristof .
Zwei Beispiele:
Spiegel online berichtet in Bildzeitungsmanier über die "ominösen" chinesischen Begleiter der olympischen Fackel:
"Die Empörung ist riesig, viele Fragen ungeklärt. Wer sind die chinesischen Männer in den blau-weißen Trainingsanzügen, mit den weißen Baseballmützen, manche mit Sonnenbrillen, alle mit schwarzem Hüftbeutel?
Die Männer, die während des olympischen Fackellaufs den engsten Kreis um das Feuer bilden. Die wie Bodyguards neben dem Schutzobjekt herjoggen, dieses löschen und entzünden, wenn sie es für geboten halten. Die handgreiflich werden, wenn zum Beispiel Tibet-Protestierer der Flamme zu nahe kommen. Die bei Gefahr dem Fackelläufer die sogenannte Olympische Laterne abnehmen. Die sie in einen Polizeibus bringen, um sie vor Demonstranten zu schützen.
Bei dem olympischen Fackellauf durch London und Paris fielen die chinesischen Sicherheitskräfte der Weltöffentlichkeit auf - und provozierten mit ihrem harschen Vorgehen Protest. Damian Hockney von der Londoner Stadtpolizei wird in der konservativen Zeitung "Daily Mirror" zitiert: "Solche Leute haben auf unseren Straßen nichts zu suchen. Wenn die Sicherheit eines solchen Umzugs nicht von britischen Kräften garantiert werden kann, sollte er besser gar nicht stattfinden. Wer hat diese Leute geprüft?" Sein Kollege Jenny Jones: "Ich würde gerne wissen, welchen Status sie haben und wie weit sie gehen würden. Sie sahen fies aus. Es war merkwürdig."
Die TV-Prominente Konnie Huq, die selbst als Fackelläuferin in den Straßen Londons unterwegs war, beschrieb die chinesischen Fackelwächter auf Nachfrage der BBC so: "Die Männer in blau machten jeden verdutzt. Niemand schien zu wissen, wer sie waren. Sie wirkten wie Roboter, und ich beobachtete, wie es zwischen ihnen, unserer Polizei und Olympia-Funktionären zu Geplänkeln kam."
Tagesschau.de stellt dem chinesischen Botschaften Ma Canrong Fragen nachdem das Nachrichtenportal der chinesischen Regierung einen Manipulationsversuch auf seine Website unterstellt hatte:
"tagesschau.de: Können Sie sich vorstellen, wer für eine solche Kampagne verantwortlich ist?
Ma: Diese Frage müssen Sie an sich selbst stellen. Es ist gerade die unverantwortliche Berichterstattung von einigen Medien, die die Empörungswelle von Chinesen und anderen friedliebenden Leuten der Welt ausgelöst hat.
tagesschau.de: Könnte die chinesische Regierung dafür verantwortlich sein?
Ma: Das muss ich energisch verneinen. Sie wissen vielleicht noch nicht, dass es in China mehr als 100 Millionen Internetnutzer gibt. Sie können jederzeit auf dem Internet ihre eigenen Meinungen zu verschiedenen Fragen äußern. Glauben Sie wirklich, dass alles von der chinesischen Regierung organisiert werden könnte oder müsste?
tagesschau.de: Es liegt nahe, dass es sich um eine gelenkte Kampagne handelt. Welche Auswirkungen kann so etwas auf das Bild Chinas in Deutschland haben?
Ma: Manche glauben, dass die falsche Darstellung in Berichterstattungen über China nur das Image Chinas beschädigt. Das ist sehr naiv. Ich kann Ihnen sagen, das hat bereits Ihrem eigenen Image in China und unter der chinesischen Bevölkerung Schaden zugefügt, der sich auch in Zukunft auswirken kann. Die Menschen haben gesehen, wie die westlichen Medien durch die Tatsachen entstellende Berichterstattung ihre Glaubwürdigkeit verloren haben."
MaxM - 16. Apr, 15:30
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