Geschichte(n) erzählen gegen den Terror ?
Als ich Edwards Wongs Bericht über die archäologischen Funde im Tarimbecken las - der in der Tat keine Neuigkeiten enthält - war ich unverzüglich an "1984" erinnert: Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft. Wie in einigen anderen Fällen (z.B. beim Historikerstreit zum Geschichte der nördlichen korenischen Halbinsel) versucht die chinesische Regierung die Kontrolle über sensible Forschungsergebnisse zu behalten, die die bisherige Geschichtsschreibung des Landes verändern - und die hieraus von der KPC abgeleiteten Macht- und Gebietsansprüche unterminieren könnten. Im Fall der in der Provinz Xinjiang gefundenen Mumien geht es um nichts geringeres als die historisch (schlecht verbürgte) Vorherrschaft der Han-Chinesen in dieser Region.
Zumindest im chinesischen Internet sind die Mumien Teil der politischen Auseinandersetzung geworden. Während uigurische Unabhängigkeitskämpfer laut Wong die Mumien bereits als Zeichen für ihre "älteren" Herrschaftsansprüche - und also als Symbol der Selbstbestimmung - ansehen (er gibt hierfür jedoch keine Belege, sondern scheint auf ältere Artikel Bezug zu nehmen), versuchen chinesische Stimmen eine andere Erzählung aufrecht zu erhalten - die der frühen chinesischen Fremdbesiedelung und ununterbrochenene Dominanz durch das kaiserliche Reich im Tarimbecken.
Auch wenn sich die kommunistische Führung nicht zum "Mumiendiskurs" geäußert, spielt die narrativ vermittelte historische Legitimation für den Herrschaftsanspruch der Partei eine bedeutende Rolle. Gerade bei der Terrorbekämpfung sind nicht nur "harte" Methoden erforderlich. Es gilt die diskursive Hegemonialposition zu behaupten - daher geraten die vielleicht am besten erhaltenen Mumien der Welt unerwartet in den Mittelpunkt einer politischen Auseinandersetzung. Dass sie sich (zumindest gemessen an den bisherigen wissenschaftlichen Ergebnissen) möglicherweise jeglichen erhobenen Deutungsansprüchen versagen (vgl. Wong), verschafft ihnen einen unberechenbaren diskursiven Einfluss - sozusagen, wenn dieser Ausdruck für Mumien gestattet sein sollte, ein Eigenleben.
Weitere ausführliche Infos unter:
Wiki
Artikel des Independent
Zumindest im chinesischen Internet sind die Mumien Teil der politischen Auseinandersetzung geworden. Während uigurische Unabhängigkeitskämpfer laut Wong die Mumien bereits als Zeichen für ihre "älteren" Herrschaftsansprüche - und also als Symbol der Selbstbestimmung - ansehen (er gibt hierfür jedoch keine Belege, sondern scheint auf ältere Artikel Bezug zu nehmen), versuchen chinesische Stimmen eine andere Erzählung aufrecht zu erhalten - die der frühen chinesischen Fremdbesiedelung und ununterbrochenene Dominanz durch das kaiserliche Reich im Tarimbecken.
Auch wenn sich die kommunistische Führung nicht zum "Mumiendiskurs" geäußert, spielt die narrativ vermittelte historische Legitimation für den Herrschaftsanspruch der Partei eine bedeutende Rolle. Gerade bei der Terrorbekämpfung sind nicht nur "harte" Methoden erforderlich. Es gilt die diskursive Hegemonialposition zu behaupten - daher geraten die vielleicht am besten erhaltenen Mumien der Welt unerwartet in den Mittelpunkt einer politischen Auseinandersetzung. Dass sie sich (zumindest gemessen an den bisherigen wissenschaftlichen Ergebnissen) möglicherweise jeglichen erhobenen Deutungsansprüchen versagen (vgl. Wong), verschafft ihnen einen unberechenbaren diskursiven Einfluss - sozusagen, wenn dieser Ausdruck für Mumien gestattet sein sollte, ein Eigenleben.
Weitere ausführliche Infos unter:
Wiki
Artikel des Independent
MaxM - 19. Nov, 22:32
Trackback URL:
https://postmodernchina.twoday.net/stories/5332926/modTrackback