Neue Werkzeuge für Chinas Softpower
Chinas Image hat sich seit der Asienkrise dramatisch verbessert. Wie aus einer Umfrage des Bertelsmann-Instituts aus dem Jahre 2007 hervorgeht, ist das Ansehen des Landes im globalen Süden durchweg positiv. Es rangierte deutlich höher, als etwa das der USA. Auch in seiner unmittelbaren Nachbarschaft wird China als verlässlicher Wirtschaftspartner geschätzt. Nicht zuletzt ist hierfür der wachsende Beitrag Chinas an Friedenseinsätzen der UNO verantwortlich. Allerdings bleibt abzuwarten, ob sich das Image Amerikas unter der Regierung Obamas auf Kosten Chinas verbessern wird.
Im vergangenen Jahr hat das Image des Reichs der Mitte ohnehin einige unerwartete Umstürze erlebt. War im März Pekings Vorgehensweise in Tibet weltweit aufs schärfste verurteilt worden - der Fackellauf wurde in einigen Ländern zum regelrechten Propagandadesaster, schwenkte die Stimmung unmittelbar nach dem verheerenden Erdbeben in Sichuan spürbar in die andere Richtung - spätestens nachdem der transparente und kompetente Umgang der chinesischen Behörden mit der Katastrophe bekannt wurde. Die Olympischen Spiele selbst fanden zwar allen Unkenrufen zum Trotz meist unter strahlend blauem Himmel statt, jedoch fiel der (geplante) Schub für Chinas Bild in der Weltöffentlichkeit eher schwach aus.
So scheint die KPCh noch diverse Anstrengungen unternehmen zu müssen, um Chinas Ansehen dauerhaft zu verbessern. Ein neues Instrument hierfür dürften die geplanten ausländischen Vertretungen und fremdsprachigen Sendungen werden, für die Peking offenbar 45 Mrd. Yuan ausgeben möchte. Damit wird eine Reihe von kulturpolitischen Maßnahmen fortgeführt, die bereits chinesisch-sprachige Zeitungen in Afrika umfasst, vor allem aber die Konfuzius-Institute, die in den letzten Jahren in zahlreichen Ländern eröffnet worden sind. Jetzt werden nach Medienberichten CCTV, Xinhua und China Daily jeweils bis zu 15 Mrd. Yuan erhalten, um eigene überseeische Programme aufzubauen.
Da die VR-China ihr globales Ansehen nicht auf militärischem Engagement gründen kann, wird die "Softpower" um so wichtiger. Der Begriff, den U.S.-amerikanische Politologen in den 90er Jahren entwickelten, wird inzwischen bereits von chinesischen Offiziellen übernommen. So sagte Li Changchun, Mitglied des Politbüros und Vorsitzender der Übersee-Propagandaabteilung, während einer nationalen Propagandatagung zu Kadern:
"vigorously sing the praises of the achievements of the CCP, socialism, the reform policy, and [the glories of] the great motherland".
Li called for "assiduous efforts to augment the soft power of Chinese culture, and to further elevate our national image". Wang Chen, who heads the party's overseas propaganda division, added that media and cultural units should beef up their "capacity to broadcast, to positively influence international public opinion and to establish a good image for our nation".
"We must strive to set up a top-line global media arm that covers the entire world and which is multi-lingual, enjoys a large viewership, has a large volume of information and is strongly influential," Wang indicated. (siehe atimes)
Ich bezweifle allerdings, ob diese Ziele erreicht werden können. Denn es ist weniger die Verstärkung ihrer Präsenz, die die chinesischen Medien zu einer mächtigen Waffe machen kann, als die Glaubwürdigkeit ihrer Berichterstattung. Und deren Qualität wird sich durch die zusätzlichen Milliardenbeträge kaum ändern. Auch die Auswahl von Al Jazeera als Modell erweist sich als Fehleinschätzung. Anders als der arabische Sender Al Jazeera, der sich nicht nur gegen "westliche" Medienberichte stemmt, sondern auch in der Region als authentische Stimme gilt, die gegen keine Regierung ein Blatt vor den Mund nimmt, bleiben Xinhua, CCTV und China Daily unverändert unter der Aufsicht und Zensur der KPCh. Damit mangelt es ihnen weiterhin gerade am wertvollsten Pfund, ihrer Vertrauenswürdigkeit:
Gerade Chinesische Medienkonsumenten wissen um diesen Zusammenhang:
"China's image is very important, but the first question is the image of the medium itself (...). If the medium lacks credibility, it is unthinkable that it will improve the country's image."
Gong Wenxiang, journalism professor at Peking University (zitiert in Christian Science Monitor)
Es erstaunt mich, dass die chinesische Führung nach jahrelangem Studium der Mediensysteme und der Medienpolitik anderer Länder, immer noch an den Erfolg ihrer traditionellen Zensur- und Kontrollstrategie zu glauben scheint. Selbst wenn sie damit in China bisland erfolgreich war, dürfte sich eine derartige Politik außerhalb der chinesischen Grenzen als Flop erweisen. Bei der derzeitigen Hexenjagd auf chinesischen Journalisten in Deutschland, die ohne Belege als "Spione" enttarnt werden, ist zumindest hier zu Lande eine harsche Reaktion auf Pekings neues Softpower-Werkzeug zu erwarten. Andererseits ist der weltweite Ausbau chinesischer Medien auch ein Signal, dass Chinas Führung mehr und mehr Wert auf die Meinungen und Diskussionen in der Weltöffentlichkeit legt (und legen muss, siehe silicon hutong).
Im vergangenen Jahr hat das Image des Reichs der Mitte ohnehin einige unerwartete Umstürze erlebt. War im März Pekings Vorgehensweise in Tibet weltweit aufs schärfste verurteilt worden - der Fackellauf wurde in einigen Ländern zum regelrechten Propagandadesaster, schwenkte die Stimmung unmittelbar nach dem verheerenden Erdbeben in Sichuan spürbar in die andere Richtung - spätestens nachdem der transparente und kompetente Umgang der chinesischen Behörden mit der Katastrophe bekannt wurde. Die Olympischen Spiele selbst fanden zwar allen Unkenrufen zum Trotz meist unter strahlend blauem Himmel statt, jedoch fiel der (geplante) Schub für Chinas Bild in der Weltöffentlichkeit eher schwach aus.
So scheint die KPCh noch diverse Anstrengungen unternehmen zu müssen, um Chinas Ansehen dauerhaft zu verbessern. Ein neues Instrument hierfür dürften die geplanten ausländischen Vertretungen und fremdsprachigen Sendungen werden, für die Peking offenbar 45 Mrd. Yuan ausgeben möchte. Damit wird eine Reihe von kulturpolitischen Maßnahmen fortgeführt, die bereits chinesisch-sprachige Zeitungen in Afrika umfasst, vor allem aber die Konfuzius-Institute, die in den letzten Jahren in zahlreichen Ländern eröffnet worden sind. Jetzt werden nach Medienberichten CCTV, Xinhua und China Daily jeweils bis zu 15 Mrd. Yuan erhalten, um eigene überseeische Programme aufzubauen.
Da die VR-China ihr globales Ansehen nicht auf militärischem Engagement gründen kann, wird die "Softpower" um so wichtiger. Der Begriff, den U.S.-amerikanische Politologen in den 90er Jahren entwickelten, wird inzwischen bereits von chinesischen Offiziellen übernommen. So sagte Li Changchun, Mitglied des Politbüros und Vorsitzender der Übersee-Propagandaabteilung, während einer nationalen Propagandatagung zu Kadern:
"vigorously sing the praises of the achievements of the CCP, socialism, the reform policy, and [the glories of] the great motherland".
Li called for "assiduous efforts to augment the soft power of Chinese culture, and to further elevate our national image". Wang Chen, who heads the party's overseas propaganda division, added that media and cultural units should beef up their "capacity to broadcast, to positively influence international public opinion and to establish a good image for our nation".
"We must strive to set up a top-line global media arm that covers the entire world and which is multi-lingual, enjoys a large viewership, has a large volume of information and is strongly influential," Wang indicated. (siehe atimes)
Ich bezweifle allerdings, ob diese Ziele erreicht werden können. Denn es ist weniger die Verstärkung ihrer Präsenz, die die chinesischen Medien zu einer mächtigen Waffe machen kann, als die Glaubwürdigkeit ihrer Berichterstattung. Und deren Qualität wird sich durch die zusätzlichen Milliardenbeträge kaum ändern. Auch die Auswahl von Al Jazeera als Modell erweist sich als Fehleinschätzung. Anders als der arabische Sender Al Jazeera, der sich nicht nur gegen "westliche" Medienberichte stemmt, sondern auch in der Region als authentische Stimme gilt, die gegen keine Regierung ein Blatt vor den Mund nimmt, bleiben Xinhua, CCTV und China Daily unverändert unter der Aufsicht und Zensur der KPCh. Damit mangelt es ihnen weiterhin gerade am wertvollsten Pfund, ihrer Vertrauenswürdigkeit:
Gerade Chinesische Medienkonsumenten wissen um diesen Zusammenhang:
"China's image is very important, but the first question is the image of the medium itself (...). If the medium lacks credibility, it is unthinkable that it will improve the country's image."
Gong Wenxiang, journalism professor at Peking University (zitiert in Christian Science Monitor)
Es erstaunt mich, dass die chinesische Führung nach jahrelangem Studium der Mediensysteme und der Medienpolitik anderer Länder, immer noch an den Erfolg ihrer traditionellen Zensur- und Kontrollstrategie zu glauben scheint. Selbst wenn sie damit in China bisland erfolgreich war, dürfte sich eine derartige Politik außerhalb der chinesischen Grenzen als Flop erweisen. Bei der derzeitigen Hexenjagd auf chinesischen Journalisten in Deutschland, die ohne Belege als "Spione" enttarnt werden, ist zumindest hier zu Lande eine harsche Reaktion auf Pekings neues Softpower-Werkzeug zu erwarten. Andererseits ist der weltweite Ausbau chinesischer Medien auch ein Signal, dass Chinas Führung mehr und mehr Wert auf die Meinungen und Diskussionen in der Weltöffentlichkeit legt (und legen muss, siehe silicon hutong).
MaxM - 2. Feb, 21:22